10. Oktober 2023

Das En­de von Pay­ment for Or­der Flow

Neo-Broker stehen vor großer Veränderung. Ab 2026 keine Kick-Back Zahlungen mehr für Ordergeschäfte.

Neo-Bro­ker ste­hen vor gro­ßer Ver­än­de­rung.

Ab 2026 kei­ne Kick-Back Zah­lun­gen mehr für Or­der­ge­schäf­te.

Die EU-Staa­ten und das EU-Par­la­ment ha­ben sich auf ein Ver­bot von „Pay­ment for Or­der Flow“ (Pf­OF) ab dem 30. Ju­ni 2026 ge­ei­nigt. Das Eu­ro­päi­sche Par­la­ment und der Eu­ro­päi­sche Rat müs­sen die­sem Be­schluss zwar noch zu­stim­men, dies gilt je­doch nur noch als Form­sa­che.

Was be­deu­tet „Pay­ment for Or­der Flow” und was be­deu­tet das Ver­bot?

Bro­ker füh­ren die Or­ders ih­rer Kun­den nicht selbst aus. Sie lei­ten die­se an ei­nen ent­spre­chen­den Han­dels­platz wei­ter. Je nach Bro­ker ste­hen ein oder meh­re­re Han­dels­plät­ze zur Aus­wahl. Wenn ei­ne Or­der an den aus­ge­wähl­ten Han­dels­platz wei­ter­ge­lei­tet wird, be­kommt der Auf­trag­ge­ber ei­nen Kurs zur Or­der ge­stellt. Ge­nau­er ge­sagt wer­den hier­bei zwei Kur­se ge­stellt: der Brief­kurs (Kauf­kurs) und der Geld­kurs (Ver­kaufs­kurs). Wer als An­le­ger ein Wert­pa­pier kau­fen möch­te, be­kommt den (stets et­was hö­he­ren) Brief­kurs an­ge­zeigt – als Ver­käu­fer den (et­was nied­ri­ge­ren) Geld­kurs. Man spricht bei die­ser Span­ne zwi­schen den Kur­sen auch vom Spread. Der ei­gent­li­che Bör­sen­kurs liegt da­ge­gen meist in der Mit­te. An dem Spread zwi­schen Bör­sen- und Kauf- bzw. Ver­kaufs­kurs ver­dient der Han­dels­platz sein Geld. Folg­lich gilt auch, je grö­ßer der Spread ist, des­to mehr ver­dient der Han­dels­platz mit der Or­der. Ei­nen Teil die­ser Mar­ge gibt er an­schlie­ßend in Form ei­ner Rück­ver­gü­tung (auch Kick­back ge­nannt) an den Bro­ker zu­rück.

Fluch oder Se­gen für die Kun­den?

EU sieht In­ter­es­sen­kon­flikt.

Die­se Pra­xis soll nun zum Zweck des Ver­brau­cher­schut­zes ver­bo­ten wer­den, denn die trei­ben­den Kräf­te hin­ter dem Ver­bot, die eu­ro­päi­sche Auf­sichts­be­hör­de ESMA und die EU, se­hen hier­in ei­nen In­ter­es­sen­kon­flikt zum Nach­teil der Ver­brau­cher. Bro­ker könn­ten sich we­gen des Be­zahl­mo­dells für je­ne Han­dels­plät­ze ent­schei­den, die ih­nen die höchs­ten Kick­back-Zah­lun­gen ein­brin­gen. Gleich­zei­tig könn­te der An­reiz bei den Han­dels­plät­zen ge­ring sein, im­mer den bes­ten Kurs zu stel­len, da sie oh­ne­hin die Or­ders des Bro­kers wei­ter­ge­lei­tet be­kom­men.

Doch nicht al­le tei­len die An­sicht der EU. Die BaFin bei­spiels­wei­se lehnt ein grund­sätz­li­ches Ver­bot von Pay­ment for Or­der Flow ab. Grund­la­ge hier­für ist ei­ne von der BaFin durch­ge­führ­te Un­ter­su­chung. Die Auf­sicht un­ter­such­te, ob es für Pri­vat­kun­den vor­teil­haft oder nach­tei­lig ist, wenn Wert­pa­pier­auf­trä­ge in deut­schen Ak­ti­en über Han­dels­plät­ze aus­ge­führt wer­den, an de­nen Bro­ker von Mar­ket Ma­kern Rück­ver­gü­tun­gen für die Wei­ter­lei­tung von Wert­pa­pier­auf­trä­gen er­hal­ten.
Die Stu­die un­ter­such­te die Qua­li­tät der Auf­trags­aus­füh­rung an „Pf­OF-Han­dels­plät­zen“ im Ver­gleich zu den li­qui­des­ten eu­ro­päi­schen Re­fe­renz­märk­ten. In ih­rer Stu­die kommt die BaFin zu ei­nem dif­fe­ren­zier­ten Er­geb­nis: Für Kun­den­auf­trä­ge mit klei­ne­ren Vo­lu­mi­na ist die Aus­füh­rung über PF­OF-ge­wäh­ren­de Han­dels­plät­ze über­wie­gend vor­teil­haft. Denn so­fern Trans­ak­ti­ons­kos­ten be­rück­sich­tigt wur­den, wa­ren die Er­geb­nis­se für Kun­den mehr­heit­lich bes­ser als an den Re­fe­renz­märk­ten.
Bei hö­he­ren Trans­ak­ti­ons­vo­lu­men und nied­ri­ge­rer Li­qui­di­tät an den Re­fe­renz­märk­ten zum Zeit­punkt der Auf­trags­aus­füh­rung gin­gen die­se Vor­tei­le je­doch ver­lo­ren. So­mit könn­te ei­ne Ab­schaf­fung der Rück­ver­gü­tun­gen auch für Kun­den mit klei­ne­rem Han­dels­vo­lu­men ei­ne Ver­schlech­te­rung be­deu­ten.

Ob Pf­OF die Ur­sa­che der fest­ge­stell­ten Un­ter­schie­de war, lässt sich aus den Er­geb­nis­sen nicht ab­le­sen.

Un­ab­hän­gig da­von be­deu­tet das Ver­bot ein Aus­blei­ben der Haupt­ein­nah­me für vie­le Bro­ker (ins­be­son­de­re Neo­bro­ker). Eben­so dürf­ten die Han­dels­plät­ze zu den Ver­lie­ren ge­hö­ren, wel­che bis­her auf­grund ih­rer star­ken Bin­dung zu ei­nem Han­dels­platz und ei­nem ho­hen Pf­OF pro­fi­tier­ten. Ju­beln hin­ge­gen dürf­ten je­ne Bro­ker, wel­che bis­her schon Ge­büh­ren oh­ne Ver­ein­nah­mung von Pf­OF von ih­ren Kun­den ver­langt ha­ben, denn auch Neo­bro­ker dürf­ten in Zu­kunft ge­zwun­gen sein, Ge­büh­ren zu er­he­ben bzw. zu er­hö­hen.

Noch ha­ben die (Neo)-broker Zeit, sich auf die Än­de­run­gen ein­zu­stel­len. Ex­per­ten trau­en ih­nen zu, auch ab 2026 noch güns­ti­ger zu sein als die gro­ßen Bro­ker. Auch die Teue­run­gen könn­ten deut­lich ge­rin­ger aus­fal­len, als bis­her er­war­tet. Fakt ist, sie müs­sen mög­li­cher­wei­se feh­len­de Ein­nah­men aus­glei­chen. Hier­bei könn­ten u.a. Zins­an­ge­bo­te und Tra­ding-Flat Mo­del­le ei­ne gro­ße Rol­le spie­len. Die kom­men­den Jah­re kön­nen so­mit span­nen­de Ver­än­de­run­gen auf dem Bro­ker-Markt brin­gen – mit noch un­ge­wis­sem Aus­gang.